Relationale Moralkonzeptionen und das Strafrecht

Relationale Moralkonzeptionen und das Strafrecht

Das Projekt widmet sich den Konsequenzen zweit-personaler bzw. relationaler Moralkonzep­tio­nen für das mate­ri­el­le Strafrecht und das Strafprozessrecht. Denn trotz der großen Bedeu­tung, die diese Konzeptionen in den letzten Jahren in der zeitgenössischen Ethik erlangt haben, sind ihre möglichen Implikationen für das Strafrecht (insbe­son­de­re in Deutschland) noch relativ unerforscht. Ein Grund dafür mögen die Besonderheiten des (deutschen) Straf­rechts sowie seiner Dogmatik und Theorie sein. Letztere begreifen Straftaten traditionell als Unrecht, das sich normativ allein im Verhältnis zwischen Täter und Staat abspielt. Dem­entspre­chend hat das Opfer im materi­el­len Strafrecht gegenüber dem Täter keinerlei sub­jek­tives Recht oder anderen individuellen Anspruch, nicht ge­schä­digt zu werden. Und im Straf­pro­zess entscheidet der Staat über die Strafverfolgung. Dies bedeutet, die Staats­an­walt­schaft muss sich bei ihrer Entscheidung weder am Willen noch am Interesse des Opfers orientieren, sondern al­lei­ne an dem, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Verteidigung der der Rechtsordnung erforderlich ist.
Wir sind der Ansicht, dass die zweit-personalen bzw. relationalen Ansätze in der Ethik, wie sie Stephen Darwall oder Jay Wallace entwickelt haben, dieses traditionelle Verständnis in Frage stellen und eine fruchtbare Grundlage für eine normative Theoriebildung im Strafrecht dar­stel­len können. Mit diesem Projekt bringen wir Philosophen, welche sich mit Fragen der zweit-personalen/relationalen Moral beschäftigen, sowie Rechtsphilosophen und -theo­retiker so­wohl aus der anglo-amerikanischen als auch der deutschen Rechtstradition zusammen, um zu un­ter­suchen, in­wiefern ein zweit-personales/relationales Moralver­ständ­nis unser Verständnis von Strafrecht und Strafverfahren beeinflussen kann beziehungsweise sollte. Die Beiträge werden die theoretischen Grundlagen des Strafrechtes, dogmatische Fragen des materiellen Strafrechts und die Struktur des Strafprozesses behandeln.

 

Forschungsergebnis: Tagung und Special Issue in Fachzeitschrift
Projektsprache:Englisch
Foto:© KieferPix/Shutterstock.com

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