Relational Morality and the Criminal Law
Tagung von 6.–8. Juli 2023 in Freiburg i. Br.
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht
Die Tagung widmet sich den Konsequenzen zweit-personaler bzw. relationaler Moralkonzeptionen für das materielle Strafrecht und das Strafprozessrecht. Denn trotz der großen Bedeutung, die diese Konzeptionen in den letzten Jahren in der zeitgenössischen Ethik erlangt haben, sind ihre möglichen Implikationen für das Strafrecht (insbesondere in Deutschland) noch relativ unerforscht. Ein Grund dafür mögen die Besonderheiten des (deutschen) Strafrechts sowie seiner Dogmatik und Theorie sein. Denn traditionell werden hier Straftaten als Unrecht begriffen, das sich normativ allein im Verhältnis zwischen Täter und Staat abspielt. Wir sind der Ansicht, dass die zweit-personalen bzw. relationalen Ansätze in der Ethik, wie sie Stephen Darwall oder Jay Wallace entwickelt haben, dieses traditionelle Verständnis in Frage stellen und eine fruchtbare Grundlage für eine normative Theoriebildung im Strafrecht darstellen können. Auf dieser Tagung bringen wir Philosoph/innen, welche sich mit Fragen der zweit-personalen/relationalen Moral beschäftigen, sowie Rechtsphilosoph/innen und -theoretiker/innen sowohl aus der anglo-amerikanischen als auch der deutschen Rechtstradition zusammen, um zu untersuchen, inwiefern ein zweit-personales/relationales Moralverständnis unser Verständnis von Strafrecht und Strafverfahren beeinflussen kann beziehungsweise sollte. Die Vorträge werden die theoretischen Grundlagen des Strafrechtes, dogmatische Fragen des materiellen Strafrechts und die Struktur des Strafprozesses behandeln.
Programm
– Provisional Program –
Thursday, 6 July 2023 | |
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10:00–10:30 | Philipp-Alexander Hirsch / Erasmus Mayr Welcome and Introduction |
10:30–11:45 | R. Jay Wallace (Berkeley) Morality and “the General Regulation of Behavior” |
11:45–13:00 | – lunch break – |
13:00–14:15 | Armin Engländer (München) The German Doctrine of the Protection of Legal Goods as the Task of Criminal Law. Critical Remarks on an Alleged Achievement of German Criminal Law Theory |
14:15–15:30 | Leora Dahan Katz (Jerusalem) Wrongs and Wrongings |
15:30–16:00 | – coffee break – |
16:00–17:15 | Philipp-Alexander Hirsch (Freiburg) Crimes as Status Violations. Relational Morality, Dignity, and the Criminal Law |
Friday, 7 July 2023 | |
9:30–10:45 | Herlinde Pauer-Studer (Wien) The Perpetrator‘s Will in Authoritarian and Liberal Criminal Law |
10:45–11:00 | – coffee break – |
11:00–12:15 | Tatjana Hörnle (Freiburg) The Impact of a Second-Person Viewpoint on Criminal Law Doctrine |
12:15–14:00 | – lunch break – |
14:00–15:15 | Victor Tadros (Warwick) Relational Consent to Sex and the Limits of the Law |
15:15–16:30 | Gideon Yaffe (Yale) Aggressive Action as Second-Personal Address |
16:30–17:00 | – coffee break – |
17:00–18:15 | Erasmus Mayr (Erlangen) Wronging, Personal Complaint, and the Criminal Law |
Saturday, 8 July 2023 | |
9:30–10:45 | Antje Du Bois Pedain (Cambridge) Relational Morality in the Public Domain |
10:45–11:00 | – coffee break – |
11:00–12:15 | Stephen Darwall (Yale) Criminal Law is to Private Law as Representative Authority is to Individual Authority |
12:15–12:30 | Closing Remarks |
Über uns
Die Tagung wird von Dr. Dr. Philipp-Alexander Hirsch und Prof. Dr. Erasmus Mayr organisiert.
Erasmus Mayr ist Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der Handlungstheorie, der Grundlagenfragen der Ethik und Metaethik, der Politischen Philosophie und Rechtsphilosophie.
Philipp-Alexander Hirsch ist Leiter der unabhängigen Forschungsgruppe „Strafrechtstheorie“ am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Strafrecht und Strafverfahrensrecht, in der Rechtsphilosophie und Rechtstheorie sowie in der Strafrechtsgeschichte und -philosophie der Aufklärung.
Ablauf und Impressionen
Die Tagung, die Anfang Juli 2023 am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg i. Br. stattfand, brachte eine Vielfalt verschiedenster Standpunkte zu Tage, ob und inwieweit relationale Ansätze in der Moral Ausstrahlungswirkung auf das Strafrecht haben. Aufbauend insbesondere auf den grundlegenden Schriften von Wallace und Darwall wurde das Für und Wider einer Integration relationaler bzw. zweit-personaler Standpunkte besprochen; hierbei wurden auch Unterschiede in den jeweiligen Rechtsordnungen herausgearbeitet und miteinander verglichen. Der Austausch zwischen Rechtsphilosophen und Strafrechtlern führte zu anregenden Diskussionen, die in einem geplanten Sonderband in einer internationalen Fachzeitschrift Niederschlag finden werden.