Staatsbürgerschaft im Anti-Terror Staat: Aus den Sicherheitsmaßnahmen in Frankreich und dem Vereinigten Königreich lernen
Dieses vergleichende, rechtssoziologische Projekt untersucht die immer häufiger auftretende Nutzung und (Neu)Gestaltung der Staatsbürgerschaft im nationalen Sicherheitskontext durch den Staat. So wurde es in den letzten Jahrzehnten üblich, dass der Staat die Rechte mutmaßlicher Terroristen beschränkt und die Ausgrenzungspolitik (exclusionary politics of belonging) verstärkt. Schwerpunkte des vorliegenden Forschungsprojekts sind die Maßnahmen des Staatsbürgerschaftsentzugs und die Politik der (Nicht)Repatriierung in zwei europäischen Staaten (Frankreich und Vereinigtes Königreich). Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Gründe dafür aufzuzeigen, weshalb die wesentlichen Merkmale der Staatsbürgerschaft – beispielsweise die damit einhergehenden Rechte und Pflichten – zunehmend infrage gestellt werden, und die Auswirkungen dieser Politik auf die politisch-rechtlichen Grundfesten dieser Staaten darzulegen. Zwar hat die Wissenschaft in den Bereichen Recht, Sicherheitsstudien, Politiktheorie, Geschichte und Soziologie die staatsbürgerschaftsbezogenen Sicherheitsmaßnahmen zunehmend berücksichtigt, es gibt jedoch nur wenige Untersuchungen, die diese Disziplinen miteinander verknüpfen, um auf diese Weise die Motive für die Proliferation dieser Maßnahmen und die daraus resultierenden konkreten Herausforderungen für liberale Demokratien besser verstehen zu können.
Das vorliegende Postdoc-Projekt will diese Lücke in der Wissenschaft schließen, indem es sich auf die Rolle eher lokaler und kontingenter Faktoren (z. B. verfassungsrechtliche (internationale) Strukturen und imperiale Vermächtnisse) bei der Gestaltung staatlicher Reaktionen auf den Terrorismus konzentriert. Da die staatsbürgerschaftsbezogenen Sicherheitsmaßnahmen an den Kern staatlicher Legitimität rühren, indem sie auf den Leitbegriff für die Legitimation modernen staatlichen Handelns, nämlich den Bürger, abzielen, hat sich dieses Projekt im weiteren Sinne vorgenommen, die Grundlagen zentraler staatlicher Konzepte (z. B. Staatsbürgerschaft, Sicherheit und Verfassung) herauszuarbeiten und zu zeigen, wie diese zusammenhängen. Die Konzepte werden anhand von vergleichenden und rechtssoziologischen Methoden untersucht und somit ein besseres Verständnis dafür ermöglicht, was Individuen und Staaten verbindet. Insofern ist dieses Projekt nicht nur mit den auf der zweiten Forschungsachse der Abteilung angesprochenen, stetig wachsenden Fragmentierungs- und Internationalisierungstendenzen verbunden, sondern liefert auch aktuelle Beispiele für die komplexen Herausforderungen an Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie weltweit.
Forschungsergebnis: | Monographie und Artikel in Fachzeitschriften mit Peer Review (2023–2025) |
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Forschungsschwerpunkt: | 2. Tendenzen: Internationalisierung, Digitalisierung, Fragmentierung |
Projektsprache: | Englisch |
Foto: | © Huge/Shutterstock.com |