Von Daten zur Theorie in der Ethik
Normative Debatten stützen sich oft auf Theorien darüber, was richtig und falsch ist. In der Strafrechtstheorie beispielsweise stützt sich der Retributivismus häufig auf deontologische Theorien, während die Abschreckungstheorie auf dem Utilitarismus beruht. Die Plausibilität der jeweiligen Straftheorien hängt also wiederum von der Plausibilität der normativen Theorien ab, auf die sie zurückgreifen.
Dieses Projekt befasst sich mit neuen Ansätzen der Moraltheorie, nämlich solchen, die sich stark auf empirische Forschung stützen, um eine bestimmte Moraltheorie entweder zu verteidigen oder zu kritisieren. Sozial-, Moral- und Entwicklungspsychologie versuchen seit einiger Zeit, herauszufinden, von welchen moralischen Erwägungen sich Menschen bei ihrer Urteilsbildung leiten lassen und ob diese Entscheidungsverfahren zuverlässig sind.
Forschende haben drei Arten von empirisch fundierten Argumenten entwickelt, die für die Moraltheorie von Bedeutung sind. ‚Debunking arguments‘ versuchen zu zeigen, dass Entscheidungsverfahren, die zu bestimmten moralischen Urteilen führen, unzuverlässig sind – und dass die aus diesen Prozessen resultierende moralische Urteile daher mit Skepsis betrachtet werden sollten. ‚Vindicating arguments‘ versuchen, das Gegenteil zu zeigen: dass einige Entscheidungsverfahren rational sind und dass daher die entsprechenden moralischen Urteile wahrscheinlich wahr sind. Empirisch informierte ‚transzendentale‘ Argumente versuchen zu zeigen, welche Voraussetzungen für moralisches Urteilen und moralische Theorien notwendig gemacht werden müssen.
Ziel dieses Projekts ist es, die empirische Forschung zur moralischen Urteilsbildung systematisch zu untersuchen und zu analysieren, inwieweit sie sich auf die Arbeit der Philosophie an Theoriebildung in der Moral auswirkt.
Forschungsergebnis: | Drittmittelantrag (2024/2025); Buch (2026/2027) |
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Forschungsschwerpunkt: | I. Grundlagen |
Projektsprache: | Englisch |
Foto: | © iStock.com/lirtlon |