Drei Paradigmen der strafrechtlichen Verantwortung für den Einsatz von künstlicher Intelligenz
Kann ein mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Agent (KI-Agent), der Schaden anrichtet, dafür direkt strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden? Im vorliegenden Projekt werden neue Antworten auf diese immer wieder gestellte Frage erarbeitet. Dabei soll es nicht darum gehen festzustellen, ob KI-Agenten mit Blick auf das Thema Moral je in der Lage sein werden, menschliches Verhalten vollständig abzubilden, d. h. auf die gleiche Art und Weise auf Tadel und Bestrafung zu reagieren. Vielmehr wird untersucht, ob KI-Agenten durch Abschreckung – wie beim berühmten homo oeconomicus aus der ökonomischen Straftheorie – oder auf moralische Weise zu einer Schadensminimierung herantrainiert werden können – wie Kinder.
Hinter den hier untersuchten drei Paradigmen strafrechtlicher Verantwortung steckt der Kerngedanke, dass der strafrechtliche konzeptionelle Dualismus von „Personen“ und „Sachen“ das Wesen von KI-Agenten nicht adäquat zu erfassen vermag, da diese „zwischen“ diese beiden Kategorien fallen. So sind autonome KI-Agenten weder „ganz Mensch“ noch „nur Maschine“. Die Forschungserkenntnisse legen nahe, dass die utilitaristische Definition der Person im Strafrecht von H.L.A. Hart diesen Status besser widerspiegelt. Hart folgend, stellen Personen gemäß einer streng utilitaristischen Sichtweise lediglich „veränderbare, berechenbare, heilbare oder manipulierbare Sachen“ dar. Zwar sollte so vielleicht nicht über Menschen gesprochen werden, aber es handelt sich um eine treffende Beschreibung jener neuen Art nichtmenschlichen Handelns, für die KI steht. Aufbauend auf dieser Erkenntnis sowie der Grundannahme, dass eine normative Sichtweise der Person im Strafrecht sich aus der Funktion des Strafrechts selbst ableitet, wird drei Paradigmen strafrechtlicher Verantwortung im Kontext von KI nachgegangen, und zwar einem Tadel-Paradigma, einem ökonomischen Paradigma und einem Erziehungsparadigma.
Forschungsergebnis: | Dissertation |
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Projektsprache: | Englisch |
Zeitlicher Rahmen: | ca. 09/2022 – 12/2025 |
Grafik: | © Mamak |