FutureU for Mental Health
Das Projekt „FutureU for Mental Health“ baut auf den Grundprämissen der Verhaltensintervention „FutureU“ auf und setzt Virtual Reality (VR) ein. Deren Potenzial für die Arbeit mit Personen, die unter Symptomen von Depression oder Selbstmordgedanken leiden, soll erforscht werden. Die Forschungsprobanden treffen auf VR-Avatare, die entweder ihr zukünftiges oder ihr vergangenes Ich (d. h. ihr Kind-Ich) verkörpern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen die Möglichkeiten der VR-Methode von FutureU für therapeutische Interventionen (z. B. Zwei-Stuhl-Technik oder Bewältigungsplanung). Damit möchten sie herausfinden, inwieweit es Erfolg versprechend ist, Personen in die Rolle ihres zukünftigen oder früheren Ichs schlüpfen zu lassen, um Störungen zu behandeln. Aktuell laufen zwei Studien, eine zum Thema zukünftiges Ich in der Bewältigungsplanung bzw. zukünftige Erinnerungen sowie eine VR-Studie zum Thema Selbstkritik.
Der Intervention Future Self Coping Plan and Positive Future Memories liegt die Hypothese zugrunde, dass Personen, die an Depression oder Selbstmordgedanken leiden, besonders von einer VR-Intervention profitieren, die bei den Gedanken eines zukünftigen Ichs ansetzt. Diese Hypothese beruht darauf, dass vage und negative Gedanken über das zukünftige Ich diese Störungsbilder prägen. Gleichzeitig sind bei diesen Patientinnen und Patienten exekutive Funktionen kognitiv beeinträchtigt, was es ihnen erschwert, sich ohne Unterstützung gedanklich in die Zukunft zu versetzen. Entsprechend hat die Intervention das Potenzial, im Sinne einer Scaffolding-Methode auf die Symptome von Depression und die kognitiven Prozesse, die Depression und Suizidgedanken zugrunde liegen, einzuwirken. Probanden absolvieren zwei VR-Übungen und treffen auf realistische virtuelle Avatare ihres zukünftigen Ichs (einmal eine Woche in der Zukunft, einmal zehn Jahre) und interagieren mit ihnen bzw. nehmen ihre Position ein. So üben sie Bewältigungsstrategien und schaffen mental die Voraussetzungen für positive Erinnerungen.
Die Studie VR Self-Criticism widmet sich der Frage, inwieweit Virtual Reality Personen helfen kann, übermäßige Selbstkritik – eine wichtige Komponente bei depressiven Störungen – zu reduzieren. Die immersive Methode lehnt sich an die Schematherapie an: Probanden interagieren mit unterschiedlichen Aspekten ihres Selbst, wie dem inneren Kritiker oder dem verletzlichen Kind. „Perspektivwechsel“ von einem Avatar zum nächsten ermöglichen einen Wechsel emotionaler Zustände, was Selbstmitgefühl fördert und einem negativen Selbstbild entgegenwirkt.
Die Forschung soll feststellen, ob VR sich für emotionsfokussierte Interventionen eignet. Die Auswirkungen auf Selbstkritik, depressive Symptome und das Selbstbewusstsein werden mittels Fragebögen, die vor und nach dem Experiment ausgefüllt werden, erfasst. Der Einsatz von Virtual Reality in der Therapie von Personen, die mit übermäßiger Selbstkritik zu kämpfen haben, ist neu. Ziel ist es, Virtual Reality im Bereich mentale Gesundheit zu etablieren.