Mediator Konfliktlösung. Richter Hammer mit Holzfiguren Schiedsrichter zwischen Gegnern
Projekt: Jenseits von Kant und Bentham – Zur Pluralität von Strafmotiven und ihre Relevanz für Straftheorien

Jenseits von Kant und Bentham – Zur Pluralität von Strafmotiven und ihre Relevanz für Straftheorien

Oft wird die Theoriebildung im Strafrecht als ein primär philosophisches und juristisches Unterfangen betrachtet. Zunehmend mehr Forschende versuchen in aktuellen Arbeiten aber darüber hinaus Forschungsergebnisse aus der Moral- und Sozialpsychologie mit der normativen Literatur zu verknüpfen. Diese empirische Forschung beschäftigt sich vor allem mit den Motiven und Überzeugungen, die Menschen bei Strafentscheidungen leiten.
Die normative Diskussion in Philosophie und Recht wird häufig in zwei Lager unterteilt: Retributivismus und Ab­schreckungstheorie (absolute und relative Straftheorie). Die empirische Forschung der letzten beiden Jahrzehnte ist dieser groben Aufteilung gefolgt und hat das Fazit gezogen, dass Menschen primär durch retributive Interessen bei ihren Strafentscheidungen getrieben sind.
Die Bandbreite der möglichen Straftheorien und der Motive, die Menschen zur Bestrafung treiben, ist natürlich viel­fäl­tiger als die oben genannte grobe Dichotomie nahelegt. Dies wird auch in der zeitgenössischen Theorie­bil­dung wie auch in der empirischen Forschung zunehmend so gesehen. Straftheorien versuchen, verschiedene Aspekte wie Gerechtigkeit, den Ausdruck von Respekt, die Kommunikation von Tadel, Abschreckung, Norm­bekräf­ti­gung usw. in einer einzigen Theorie zu vereinen. In ähnlicher Weise hat sich die empirische Forschung in jüngster Zeit mehr darauf konzentriert, die Pluralität der Strafmotive zu betonen, und darüber hinaus die Vielfalt der Reak­ti­o­nen auf Vergehe­n aufgezeigt, die über ein bloßes Strafbedürfnis hinausgehen. Hier werden vor allem die Be­deu­tung von Vergebung und Wiedergutmachung betont.
Dieses Forschungsprojekt untersucht die Pluralität sowohl der Straftheorien wie auch der Strafmotive und ver­sucht, einen pluralistischen Ansatz für Straftheorien zu verteidigen.

 

Forschungsergebnis: Workshop und Sammelband (2025/26)
Forschungsschwerpunkt: I. Grundlagen
Projektsprache: Englisch
Bild: © iStock.com/9dreamstudio

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