The Dynamics of Recidivism – Questioning the Relationship Between Child Por-nography and Child Sexual Abuse

Rückfall nach Kinderpornografiedelikten

Zusammenhang zwischen Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern

Für Kinderpornografiedelikte, d. h. Straftaten im Zusammenhang mit der Herstellung, dem Besitz und der Ver­brei­tung kinderpornografischen Materials (Child Sexual Exploitation Material, CSEM), werden häufig harte Sanktionen gefordert, weil man dadurch zukünftige sexuelle Kindesmissbrauchsdelikte zu verhindern glaubt. Im vorliegenden Projekt untersuchten die Wissenschaftlerinnen die Plausibilität dieses Argumentes. Im Anschluss an die Dar­stel­lung des relevanten aktuellen Forschungsstandes widmeten sie sich im Hauptteil der Analyse von Straftaten und Rückfällen entsprechender Delikte anhand eines dem Max-Planck-Institut vorliegenden Datensatzes. Die anonymisierten Daten stammten aus dem deutschen Bundeszentralregister und wurden vor allem für das Projekt „Legalbewährung nach strafrechtlichen Sanktionen“ verwendet. Im Vergleich zu anderen Studien bestand der Vorteil dieses Ansatzes darin, dass das Projekt sich nicht auf eine relativ kleine Stichprobe beschränken musste. Vielmehr konnten die Wissenschaftlerinnen alle von deutschen Gerichten verurteilten Personen einbeziehen und deren Vorstrafen nachverfolgen.
Die Ergebnisse zeigen, dass von den Personen, die ausschließlich für Kinderpornografiedelikte verurteilt worden waren (Bezugsjahr 2010), nur 1,1 % innerhalb eines sechsjährigen Nachbeobachtungszeitraums auch wegen sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilt wurden. Diese Quote lag mit 7,4 % höher, wenn die Erstverurteilung sowohl Kinderpornografie als auch sexuellen Missbrauch betraf. Daraus lässt sich schließen, dass allein die Tatsache, dass jemand für ein reines Kinderpornografie-Delikt verurteilt wurde, noch keinen Hinweis darauf liefert, dass von dieser Person ein signifikantes Risiko ausgeht, zukünftig sexuellen Kindesmissbrauch zu begehen. Die Daten stützen die These, dass es unter den CSEM-Tätern verschiedene Untergruppen gibt. Zukünftige Forschungs­arbei­ten sollten daher nach Faktoren suchen, die es ermöglichen, jene Untergruppe zu identifizieren, von der ein erhöhtes Risiko für sexuellen Kindesmissbrauch ausgehen könnte.

 

Forschungsergebnis: wissenschaftlicher Artikel
Laufzeit: 2021–2023
Projektsprache: Englisch
Projektstatus: abgeschlossen
Foto: © Jake Walker/Unsplash

 

Publikation

Hörnle, T., Tetal, C., & Wössner, G. (2024). Reoffending after convictions related to child sexual exploitation material: Data from the German Federal Central Criminal Register. Child Abuse & Neglect, 153, 106806. doi:10.1016/j.chiabu.2024.106806

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