Verbrechen mithilfe von Virtual Reality verhindern

SWR-Fernsehbeitrag über die Forschung am MAXLab Freiburg

Um Verbrechen zu verhindern, muss man wissen, wie Kriminelle denken. In einer groß angelegten Studie am MAXLab Freiburg vergleichen die Forschenden die Verhaltensweisen gesetzestreuer Freiburger mit denen von verurteilten Verbrechern. Das Szenario soll helfen, Einbrechern bei ihrer Vorgehensweise auf die Spur zu kommen, um mit den gesammelten Erkenntnissen Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Ein Filmteam des SWR hat den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei über die Schulter geschaut.

Das Projekt „Virtual Burglary“ (der virtuelle Einbruch) nutzt das Exper­ten­wissen von 60 verurteilten Einbrechern in der Justizvoll­zugs­anstalt Bruchsal. Die Probanden erkunden virtuell ein Wohnviertel so, als wollten sie einen Einbruch begehen. Ein gewöhnliches Gamepad erlaubt es ihnen, virtuell durch die Nachbarschaft zu gehen und dabei Hauseingänge zu inspizieren sowie durch Fenster zu sehen. Zusätz­lich wird untersucht, wie sich Straßenbeleuchtung oder Alltags­geräusche auf die Risikowahrnehmung und das Vorgehen der Probanden auswirken. „Eye-Tracking-Daten und Bewegungsmuster der Freiwilligen helfen uns dabei zu beurteilen, ob und wie gut verschiedene Abschreckungsmaßnahmen funktionieren“, sagt VR-Experte Peter Wozniak.

Bislang wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viel über Kriminalität, aber wenig über Kriminalitätsverhalten, „weil die meisten Straftaten unbeobachtet vonstattengehen“, sagt Jean-Louis van Gelder, Direktor am Freiburger Institut. „Das MAXLab ist das erste eigenständige Forschungslabor, das diese Art von kriminologischer Forschung mithilfe von Virtual Reality betreibt“, so van Gelder. „Wir schauen Einbrechern damit über die Schulter, um Verbrechen in Zukunft effektiver zu verhindern.“ So werden die Forschungsergebnisse in die Polizei-Ausbildung einfließen und dabei helfen, neue Strategien zur Strafvereitelung zu erarbeiten.

 

→ Ebenfalls zu diesem Thema ist ein Artikel mit dem Titel „Simuliertes Leben“ im Magazin ZEIT Verbrechen (Ausgabe Juni 2023) erschienen.