Erweiterte DNA-Analyse im Fokus
Tatjana Hörnle hält möglichst viele Ermittlungshinweise für grundsätzlich sinnvoll
Die Diskussion über den Nutzen erweiterter DNA-Analysen nimmt durch einen Leipziger Vergewaltigungsfall neue Fahrt auf. Die gezielte Auswertung biogeografischer Merkmale könnte helfen, Ermittlungen zu beschleunigen und Fehlverdächtigungen zu vermeiden. In der Sächsischen Zeitung spricht sich Tatjana Hörnle vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht nun grundsätzlich für möglichst viele Hinweise in Ermittlungsverfahren aus.

Obwohl die DNA-Analyse in Deutschland zu den wichtigsten Werkzeugen der Strafverfolgung zählt, ist es rechtlich bislang nicht erlaubt, Hinweise auf die Herkunft unbekannter Täterinnen oder Täter aus Spurenmaterial zu gewinnen. Das führte im Fall einer schwer misshandelten Joggerin im Leipziger Rosental dazu, dass die Polizei acht Jahre lang in eine falsche Richtung ermittelte. Erst durch einen DNA-Treffer nach einem Einbruch gelang die Festnahme des Täters. Zuvor hatten vage Zeugenaussagen das Augenmerk des Ermittlerteams auf einen Mann mit Migrationshintergrund gelenkt.
Fachleute aus der Rechtsmedizin und entsprechende Kommissionen sprechen sich dafür aus, die biogeografische Herkunft in die Suche nach unbekannten Täterinnen und Tätern einzubeziehen und so Ermittlungen zu verbessern und Unschuldige zu entlasten. Kritikerinnen und Kritiker warnen jedoch weiterhin vor Diskriminierung. Die politische Debatte bleibt angesichts solcher Beispiele weiter aktuell.
Tatjana Hörnle vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminologie, Sicherheit und Recht in Freiburg hält die Debatte um die Erweiterung der DNA-Analyse für irrational. Ihrer Ansicht nach bestehe kein Zusammenhang zwischen der Analyse einer Herkunftsregion und dem Begriff „Rasse“. Vielmehr sei es für Ermittlungen grundsätzlich hilfreich, möglichst viele Informationen über unbekannte Täter zu gewinnen, um daraus sinnvolle Ermittlungsansätze zu entwickeln. Sie plädiert daher für eine sachliche Betrachtung des Themas.