Personality, Identity, and Crime
Unabhängige Forschungsgruppe
Die Forschungsgruppe „Personality, Identity, and Crime“ befasst sich mit interindividuellen Unterschieden in (un-)ethischem und prosozialem vs. antisozialem Verhalten. Bisherige Forschung zeigt eindrücklich, dass Menschen sich in ihrem Moralverständnis, ihrer moralischen Identität und ihrem tatsächlichen Moralverhalten unterscheiden. In unserer Forschung bedienen wir uns vielfältiger innovativer Methoden, um ein besseres Verständnis des Zusammenspiels zwischen Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Identität und Verhalten im Kontext von (un-)moralischem – einschließlich kriminellem Verhalten – zu erlangen. Unsere Forschung widmet sich dabei v.a. den Fragen, wie bzw. welche Persönlichkeitseigenschaften diese Unterschiede zwischen Individuen erklären können und welche Konsequenzen diese Unterschiede für zukünftiges Verhalten und die Persönlichkeitsentwicklung haben. Langfristig zielt unsere Forschung darauf ab, die Theorieentwicklung in Psychologie und Kriminologie voranzutreiben und weitere Brücken zwischen diesen beiden Forschungstraditionen zu schlagen.
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Forschungsthemen
Selbsterkenntnis und der Wille, sich zu verändern
Der Wille, sich selbst zu verändern, ist eine wichtige Voraussetzung für die (volitionale) Persönlichkeitsveränderung. Gerade wenn es um Persönlichkeitseigenschaften geht, die moralische Verhaltensweisen begünstigen, sehen Menschen jedoch selten eine Veranlassung dazu, sich zum Positiven zu verändern, d. h. moralischer werden zu wollen. Grund dafür ist, dass die meisten Menschen ein übertrieben positives Selbstbild im Hinblick auf ihr Moralverhalten haben, sich also als relativ moralisch im Vergleich zu anderen einschätzen, obwohl sie sich nicht immer unbedingt moralisch verhalten. In unserer Forschung untersuchen wir, ob – und wenn ja, wie – gezielte Interventionen zur Förderung der Selbsterkenntnis zur eigenen Moralität dazu genutzt werden können, Menschen dazu zu bewegen, ihr Moralverhalten zum Positiven zu verändern. Unsere bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass Feedback über die eigene Moralität ein nützliches Mittel sein kann, um Menschen zu motivieren, sich in Zukunft moralischer zu verhalten. Aufbauend auf diesen Ergebnissen untersuchen wir verschiedene Methoden zur Steigerung der Selbsterkenntnis sowie deren Wirkung auf tatsächliches Moralverhalten und die Persönlichkeitsentwicklung.
Schlüsselpublikationen
Persönlichkeit und prosoziales Verhalten
Prosoziale Verhaltensweisen wie Fairness, Kooperation und Vertrauenswürdigkeit gehören zu den wohl wichtigsten Bausteinen harmonischer sozialer Beziehungen sowie einer gut funktionierenden Gesellschaft. Allerdings ist prosoziales Verhalten oft mit (kurzfristigen) individuellen Kosten verbunden, z. B. dem Investieren von Zeit und/oder Geld. So ist es wenig verwunderlich, dass sich starke interindividuelle Unterschiede in Bezug auf die Tendenz, prosozial zu handeln, zeigen: Während manche Menschen bereitwillig Kosten in Kauf nehmen, um anderen etwas Gutes zu tun, sind andere Menschen primär auf die eigene Nutzenmaximierung aus und schrecken nicht vor Ausbeutung anderer zurück. Mit unserer Forschung möchten wir einen Beitrag dazu leisten, solche interindividuellen Unterschiede in prosozialem Verhalten besser zu verstehen. Wir befassen uns vor allem mit dem Zusammenspiel von verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften und Merkmalen von Situationen, in denen prosoziales Verhalten gezeigt werden kann.
Schlüsselpublikationen
Drittmittelprojekt
csl.mpg.de/projekte/persoenlichkeit-und-prosoziales-verhalten
Kriminalität und Persönlichkeit
Die bisherige psychologische und kriminologische Forschung hat kriminelles Verhalten bereits häufiger mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften in Zusammenhang gebracht. Allerdings bleiben die Befunde weitestgehend heterogen und unsystematisch und es mangelt an einem umfassenderen theoretischen Verständnis im Hinblick darauf, welche Persönlichkeitseigenschaften mit welcher Art kriminellen Verhaltens zusammenhängen – und warum. Diese Lücke möchten wir mit unserer Forschung schließen. Ziel ist es, ein theoretisches Rahmenmodell zum Zusammenhang zwischen kriminellem Verhalten und Persönlichkeit vorzuschlagen und dieses anhand vielfältiger Methoden empirisch zu testen. Das Projekt kann somit wichtige Implikationen sowohl für die (Persönlichkeits-)Psychologie als auch für die Kriminologie bereitstellen.
Schlüsselpublikationen
Zusammenhang zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
Im Alltag kommen wir häufig in Situationen, in denen wir Urteile über die Charaktereigenschaften anderer, oftmals fremder Personen fällen müssen. Aber worauf genau gründen wir solche Urteile? In unserer Forschung untersuchen wir, welchen Einfluss die eigene Persönlichkeit darauf hat, wie wir andere Personen wahrnehmen. Genauer gesagt beschäftigen wir uns mit dem Phänomen der angenommenen Ähnlichkeit, d. h. der Beobachtung, dass Menschen andere Personen als gewissermaßen ähnlich zu sich selbst wahrnehmen. Speziell findet sich angenommene Ähnlichkeit besonders für Eigenschaften, die mit universellen Werten zusammenhängen – und somit auch für Moralität. Unsere Forschung zielt darauf ab, ein besseres Verständnis der Rahmenbedingungen und zugrunde liegenden psychologischen Prozesse angenommener Ähnlichkeit zu erlangen sowie zu untersuchen, welche Konsequenzen angenommene Ähnlichkeit für ethisches vs. unethisches und kriminelles Verhalten hat.
Schlüsselpublikationen