Können Videospiele und Virtual Reality bei der Resozialisierung junger Straftäter helfen?
ZEIT Verbrechen berichtet über das MAXLab Freiburg
In der neuen Ausgabe des Magazins ZEIT Verbrechen wird von einer Jugendstrafanstalt in Berlin berichtet, in der Videospiele als Instrument genutzt werden, um soziales Verhalten zu fördern. Zunächst müssen sich die Gefangenen den Zugang zu den Videospielen erarbeiten. Wollen sie an die Konsole, dürfen sie sich vorher im Haftalltag nichts zuschulden kommen lassen. Wenn sie dann zusammen „zocken“, können positive gruppendynamische Prozesse entstehen.
Am MAXLab Freiburg, dem kriminologischen Forschungslabor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht, werden Videospieltechnik und VR vor allem mit dem Ziel der Prävention von Straftaten genutzt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen dort mehr darüber herausfinden, wie Straftäter ihre Entscheidungen fällen und was in ihnen vorgeht, während sie eine Straftat begehen.
Ein Beispiel ist das Virtual-Burglary-Projekt, das Virtual-Reality-Versionen von Wohngebieten nutzt, um das Verhalten von Einbrechern zu untersuchen. Das Besondere: Die Studie wird in Gefängnissen – bei verurteilten Einbrechern – durchgeführt. Diese „Experten“ erkunden die virtuelle Wohngegend so, als ob sie dort einen Einbruch begehen wollten. Dabei treffen sie auf verschiedene Abschreckungsszenarien (Beleuchtung, Geräusche, etc.). Ziel der Studie ist es zu messen, wie sich diese Arten der indirekten Abschreckung auf das Vorgehen und die Risikowahrnehmung der Einbrecher auswirken. Eye-Tracking-Daten und räumliches Verhalten der Teilnehmer helfen dabei zu beurteilen, ob und wie gut die verschiedenen Abschreckungsmaßnahmen funktionieren. Das Ziel: Das Verhalten von Einbrechern soll besser verstanden werden. Mögliche Präventionsmaßnahmen können erarbeitet werden und den Einbrechern künftig „die Arbeit schwerer machen“.
Etwas anders ist der Ansatz des Projekts FutureU: Hier soll der Blick in die eigene Zukunft kriminellem Verhalten entgegenwirken. In der Studie werden Jugendliche mithilfe von technischen Hilfsmitteln (virtuelle Realität oder Smartphone App) mit ihrem 10 Jahre älteren Selbst, also ihrem „Future Self“, konfrontiert. Mit dem Projekt soll gefährdeten Jugendlichen beigebracht werden, bei ihren Entscheidungen die möglichen Folgen ihres Verhaltens zu berücksichtigen. Die Forschenden hoffen, dass die Teilnehmer – z. B. junge Straftäter – durch das Nachdenken über die möglichen Folgen ihres Handelns bessere Entscheidungen in der Gegenwart treffen und so von kriminellen Handlungen absehen.
„Da wird in den nächsten Jahren viel passieren“, zitiert die ZEIT den Gründer von MAXLab Freiburg, Jean-Louis van Gelder, der Direktor am Max-Planck-Institut ist. Einen Überblick über das Research Program seiner Abteilung Kriminologie, die laufenden Projekte sowie weiterführende Literatur finden Sie unter: https://lnkd.in/edgmkv26.