Veranstaltungsarchiv

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Vortragender: Dr. Tom Langerhans (Richter, Berlin) Ort: per Zoom
Straf­ge­set­ze zum Schutz kul­tu­rel­ler Vor­stel­lun­gen oder Ta­bus ge­ra­ten zu­neh­mend un­ter Druck. Das gilt auch für das straf­recht­li­che Dop­pel­ehe­ver­bot. Seit­dem das Sit­ten­ge­setz als Be­grün­dungsres­sour­ce weg­ge­fal­len ist, stellt sich die Fra­ge neu, wie der Ge­setz­ge­ber die Kri­mi­na­li­sie­rung von Po­ly­ga­mie recht­fer­ti­gen kann. Der Er­klä­rungs­ver­such, die Norm schüt­ze die staat­li­che Ehe­ord­nung, ist ein Zir­kel­schluss, aus dem nicht folgt, wes­halb das zi­vil­recht­li­che Ein­ehe­ge­bot ei­ner straf­recht­li­chen Ab­si­che­rung be­darf. In dem Vor­trag wer­den, auch mit Blick auf die in­ter­na­tio­na­le De­bat­te, mög­li­che Schutz­gü­ter von § 172 StGB vor­ge­stellt und hin­sicht­lich ih­rer le­gi­ti­ma­to­ri­schen Trag­fä­hig­keit kri­tisch hin­ter­fragt. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ge­bots der Be­grün­dungs­neu­tra­li­tät wird im Wei­te­ren un­ter­sucht, in­wie­fern der sym­bo­li­sche Ge­halt und der pa­ter­na­lis­ti­sche Cha­rak­ter der Norm mit der deut­schen Straf­rechts­dog­ma­tik ver­ein­bar ist. Im Er­geb­nis for­dert der Re­fe­rent, die Dop­pel­ehe zu ent­kri­mi­na­li­sie­ren. [mehr]
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