Beweisstandards, Fehlbarkeit und zweifelsfreie Überzeugungen
Freiburger Vorträge zur Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie
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- Datum: 29.09.2021
- Uhrzeit: 18:00 c.t.
- Vortragender: Prof. Dr. Geert Keil (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Geert Keil ist Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und gegenwärtig Präsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP). Seine jüngste Buchpublikation zur Erkenntnistheorie Wenn ich mich nicht irre. Ein Versuch über die menschliche Fehlbarkeit erschien 2019 im Reclam-Verlag (Stuttgart). Gemeinsam mit Ralf Poscher hat er die Bände Vagueness and Law. Philosophical and Legal Perspectives (Oxford University Press 2016) und Unscharfe Grenzen im Technik- und Umweltrecht (Nomos 2012) herausgegeben.
- Ort: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Raum: HS 1010, KG I | Gäste sind herzlich eingeladen!
- Gastgeber: MPI-CSL in Kooperation mit dem Institut für Staatswissenschaft & Rechtsphilosophie der Universität Freiburg
- Kontakt: c.hillemanns@csl.mpg.de
In einem Leiturteil zum Beweismaß hat der BGH 1970 ausgeführt, dass für die richterliche Überzeugung ein »Grad von Gewissheit« gefordert sei, der unterhalb einer »von allen Zweifeln freien Überzeugung« liegen mag, aber über eine bloß »an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit« hinausgeht. Ersteres fordere das Beweisrecht nicht, Letzteres reiche nicht aus (BGHZ 53, 245 ff.). Aus erkenntnistheoretischer Sicht ist klärungsbedürftig, ob in diesen engen Korridor noch ein doxastischer Zustand hineinpasst. Im BGH-Urteil ist von der »Überzeugung«, der »Wahrheit einer Behauptung« und dem erforderlichen »Grad an Gewissheit«, die Rede, aber der Begriff des Wissens, in dem diese Elemente zusammenfließen und aufeinander bezogen werden, wird vermieden. In der Erkenntnistheorie ist umstritten, ob die unaufhebbare menschliche Fehlbarkeit mit der Annahme zusammenpasst, dass Menschen Wissen erlangen können. Der Vortrag skizziert die Grundzüge eines fallibilistischen Wissensbegriffs und vergleicht die Herausforderung, einen angemessenen Korridor für das Beweismaß zu spezifizieren, mit der erkenntnistheoretischen Herausforderung, die menschliche Irrtumsanfälligkeit mit dem Wissensanspruch zu vereinbaren.
Der Vortrag wird von einer ausführlichen Powerpoint-Präsentation in englischer Sprache begleitet.
Bitte beachten Sie, dass Sie voraussichtlich einen 2G-Nachweis erbringen müssen. Auch die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln sind einzuhalten.