Was motiviert Menschen dazu, Straftaten zu begehen?
Neue Max-Planck-Partnergruppe mit University of Alabama forscht zu kriminologischen Themen
Das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg kann sich über eine neue Max-Planck-Partnergruppe freuen. Die Forschungsgruppe “The Motivated Offender and Criminal Decision-making: A Theoretical Advancement” wird sich mit dem Thema Motivationen von Straftätern befassen. Geleitet wird das internationale Team vom US-amerikanischen Wissenschaftler William P. McClanahan, Assistant Professor an der University of Alabama. Der Kriminologe ist kein neues Gesicht bei Max Planck: Vor seinem Wechsel nach Alabama hatte er vier Jahre als Postdoc am Freiburger Max-Planck-Institut gearbeitet.

Motivation und Wahrnehmung von Gelegenheiten sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis von Kriminalität. In seiner bisherigen Forschung beschäftigte sich McClanahan allerdings mehr mit dem Verhalten von Wohnungseinbrechern als mit deren Motivation.
Als Mitglied des Max-Planck-Forschungsprojekts Virtual Burglary konzentrierte er sich insbesondere auf das Vorgehen der Einbrecher bei der Auswahl der Objekte sowie auf den Einbruch selbst. Dafür nutzte er Virtual-Reality-Versionen von Wohngebieten, in denen die Einbrecher sich bewegten und deren Verhalten und Augenbewegungen von den Wissenschaftlern „in Echtzeit“ beobachtet wurden.
In seiner neuen Forschungsgruppe will der Wissenschaftler nun einen Schritt weitergehen und verstärkt auf die verschiedenen Motivationen eingehen, die Menschen zu einer Straftat veranlassen. Welches sind die dynamischen Einflüsse auf Entscheidungsprozesse? Wie ändert sich die Wahrnehmung von Risiken und Vorteilen einer Straftat?
Hierzu berichtet McClanahan: „In meinen früheren Studien habe ich erlebt, wie ein Einbrecher abgeschreckt wurde, als er in ein Haus einbrechen wollte, das Anzeichen für Waffenbesitz aufwies. Er ging davon aus, dass er wahrscheinlich verletzt würde, wenn er in das Haus einbrach. Für einen anderen Einbrecher hingegen war dasselbe Haus ein ideales Einbruchsobjekt, da Schusswaffen wertvoll und leicht zu verkaufen sind. Das Beispiel zeigt, wie unterschiedlich die Motivationen von Straftätern sein können“.
Für die Forschung wird das künftige Team wieder mit Probanden aus Gefängnissen zusammenarbeiten und Virtual Reality einsetzen. McClanahan wird dabei eng mit dem Freiburger Max-Planck-Kriminologen Jean-Louis van Gelder zusammenarbeiten, der als einer der Pioniere und führenden Köpfe für die kriminologische Forschung mit Hilfe von Virtual Reality gilt. Van Gelder ist Gründer des MAXLab Freiburg, des ersten eigenständigen Forschungslabors, das diese Art von kriminologischer Forschung mit Hilfe von Virtual Reality betreibt.
Gemeinsames Ziel von Jean-Louis van Gelder und William Patrick McClanahan ist es, kriminelle Motivation besser zu verstehen, um in der Folge kriminelles Verhalten vorhersagen zu können. Geplant sind gemeinsame Workshops, Publikationen und Konferenzen. Die Erkenntnisse ihrer kriminologischen Forschung sollen zudem in die Ausbildung von Polizei und Justiz einfließen und bei der Erarbeitung neuer Sicherheitsstrategien und Gesetze helfen.
Max-Planck-Partnergruppen werden von herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern geleitet, die nach einem Forschungsaufenthalt an einem Max-Planck-Institut an eine Forschungseinrichtung oder Universität, vorzugsweise in ihr Heimatland, wechseln. Die Gruppen werden für eine Laufzeit von maximal fünf Jahren eingerichtet.