Straftäter verstehen, um Straftaten zu verhindern

Wissenschaftsministerin zu Besuch am Freiburger Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht

16. Februar 2023

Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, hat sich über den Forschungsstandort Freiburg informiert und das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg besucht. Das Institut ist ein international renommierter Hub für Forscherinnen und Forscher der Rechts- und Sozialwissenschaften.

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski hat gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Danie­la Evers, der Frei­bur­ger Gemeinderätin Anke Wiedemann und dem Freiburger Gemein­de­rat Karim Saleh am 15. Februar das Max-Planck-Institut zur Er­for­schung von Kriminalität, Sicherheit und Recht besucht. Dort wurden die Gäste von der geschäftsführenden Direktorin des Instituts Prof. Tatjana Hörnle in Empfang genommen. Während des rund zwei­stün­di­gen Besuchs informierte die Strafrechtsprofessorin Hörnle sie gemeinsam mit dem Co-Direktor Prof. Jean-Louis van Gelder über die Forschungstätigkeiten der drei Abteilungen Strafrecht, Öffentliches Recht und Kriminologie. 

In der von Tatjana Hörnle geleiteten Abteilung Strafrecht wird zu den Grundlagen des Strafrechts, zu Verbotsnormen und Kriminalstrafen unter den Bedingungen von Globalisierung und der sozialen und kul­turel­len Fragmentierung von Gesell­schaf­ten geforscht. Einer der Schwerpunkte Tatjana Hörnles ist das Sexualstrafrecht, dessen Re­for­mie­rung sie in den vergangenen Jahren wesentlich mitgestaltet hat. Die Abteilung Öffentliches Recht beschäftigt sich mit Grundlagen des Verfassungs- und Verwaltungsrechts. Untersucht wird, wie die Rechtsordnung auf Gefahren reagieren kann, um Straf­ta­ten und andere Schäden möglichst bereits im Vorfeld zu verhindern. Geleitet wird die Abteilung von Prof. Ralf Poscher, der auch Co-Direktor am Institut ist und zuvor eine Professur an der Al­bert-Ludwigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg innehatte (seit 2019 ist er dort Honorarprofessor).

Empirische Kriminologie – Wie fällen Straftäter ihre Entscheidungen?

In der Abteilung Kriminologie wird darüber geforscht, welche individuellen Veranlagungen und welche Umweltfaktoren Menschen dazu bringen, eine Straftat zu begehen. Hierzu werden Forschungs­studien und Experimente mit Virtual Reality und anderen neuen Technologien durchgeführt. Erst im vergangenen Sommer hat das Institut hierfür ein For­schungslabor, das MAXLab Freiburg, eröffnet. Es gilt als das erste eigenständige Forschungslabor weltweit, das diese Art von kriminologischer Forschung mit Hilfe von Virtual Reality betreibt. „In unserem Fachbereich Kriminologie legen wir den Schwerpunkt unserer Forschung stark auf die experimentelle Forschung“, erklärte der Leiter der Abteilung Krimi­no­lo­gie Jean-Louis van Gelder. Das Anliegen der empirischen Kriminologie sei es, mehr darüber herauszufinden, wie Straftäter ihre Entscheidungen fällen und was in ihnen vorgeht, während sie eine Straftat begehen.

Auf dem Besuchsprogramm stand darüber hinaus eine Führung durch die Bibliothek, die das Herzstück des Instituts darstellt. Mit über 500.000 gedruckten Bänden zählt sie zu den größten Spezialbibliotheken für strafrechtliche und kri­mi­nologische Literatur weltweit. „Würde man all unsere Bücherregale nebeneinanderreihen, ergäbe das eine Bücherreihe über 17 km“, erklärte die Leiterin der Bibliothek, Elisabeth Martin.

Petra Olschowski hob bei ihrem Besuch die Bedeutung des Instituts für die Gesellschaft hervor. „Das Forschungsinstitut verfolgt neben der Grundlagenforschung einen interdisziplinären Ansatz, der rechts- und sozialwissenschaftliche Aspek­te miteinander verbindet. Wenn es sich zum Beispiel damit beschäftigt, wie Straftaten verhindert werden können, leisten die Forscherinnen und Forscher hier einen wichtigen Beitrag zu relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen“, sagte die Wissenschaftsministerin. 

 „Freiburg ist ein hervorragender Wissenschaftsstandort und deckt ein breites Forschungsspektrum ab“, ergänzte die Landtagsabgeordnete Daniela Evers.
„Das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht sticht hierbei unter den Instituten durch seinen rechtlichen, gesellschaftswissenschaftlichen und verhaltenswissenschaftlichen Schwerpunkt heraus. Politik und Gesellschaft brauchen die Wissenschaft, um Diskussionen fundiert und sachlich zu führen“. Das Institut liefere „Erkennt­nis­se auf höchstem wissenschaftlichen Niveau und damit auch Grundlagen für die Innen- und Rechtspolitik des Lan­des“.


Das in den 1960er-Jahren gegründete Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht (bis 2020 unter dem Namen „Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht“) betreibt Grundlagen­forschung in den Bereichen Strafrecht, Öffentliches Recht und Kriminologie. Aktuell forschen über 100 Wissen­schaft­ler­in­nen und Wissenschaftler aus aller Welt in der Einrichtung, vor allem aus den Disziplinen Rechtswissenschaft, Sozio­lo­gie, Psychologie und Kriminologie. Die Forschung ist interdisziplinär und anwendungsorientiert. Nicht selten fließen die Forschungsergebnisse in neue Gesetze ein und sind hilfreich für die Ausbildung von Polizei und Justiz.

Das Freiburger Max-Planck-Institut ist Teil der Max-Planck-Gesellschaft, die mit knapp 90 Instituten (davon 13 in Baden-Württemberg) das internationale Aushängeschild für die deutsche Grundlagenforschung ist. Aktuell zählt die Gesellschaft 30 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger in ihren Reihen.

Petra Olschowski ist seit September 2022 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Würt­tem­berg. Zuvor war die Grünen-Politikerin mehrere Jahre als Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst tätig. Die gebürtige Stuttgarterin gilt als herausragende Kennerin der Künstler- und Kunstszene.

Daniela Evers ist seit 2021 Mitglied des Landtags Baden-Württemberg für den Wahlkreis Freiburg I. Für die Grünen ist sie Sprecherin für Rechtspolitik, zudem ist sie Strafvollzugsbeauftragte und Vorsitzende des Arbeitskreises Justiz und Migration.

Anke Wiedemann sitzt für die Grünen-Fraktion im Freiburger Gemeinderat. Die studierte Politikwissenschaftlerin und Ethnologin arbeitet im Rektorat der Universität Freiburg.

Karim Saleh sitzt ebenfalls für die Grünen-Fraktion im Freiburger Gemeinderat. Der studierte Islam- und Religions­wissen­schaft­ler engagiert sich ehrenamtlich stark in der Kinder- und Jugendarbeit.


Kontakt für die Presse:
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht
Anna Schaich
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
+49 – (0)761 – 7081-273

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