Wie ist es, im Gefängnis alt zu werden?
Interdisziplinäres ERC-Projekt dockt am Max-Planck-Institut an
Wie altern Menschen im Gefängnis? Wie können ältere Strafgefangene einen Lebenssinn finden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Diete Humblet im Rahmen des Forschungsprojekts „Carceral Ageing in the Carceral Environment: The Existential Dimensions” (CAGED), für das sie einen renommierten ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats erhalten hat. Seit dem 1. Mai ist Diete Humblet auch in der Abteilung Kriminologie des Freiburger Max-Planck-Instituts tätig.

Alte Menschen im Strafvollzug – das ist das Thema, mit dem sich das Forschungsprojekt „Carceral Ageing in the Carceral Environment: The Existential Dimensions” (CAGED) auseinandersetzt. Führender Kopf hinter dem Projekt ist die belgische Wissenschaftlerin Diete Humblet, die sich hierfür der beiden Disziplinen Gerontologie und Kriminologie bedient.
„Wenn wir an die Inhaftierung älterer Menschen oder an Menschen denken, die im Gefängnis alt werden, neigen wir immer noch dazu, dies aus einer engen biomedizinischen Perspektive zu betrachten“, berichtet Humblet. Die Gerontologie befasse sich bislang noch kaum mit dem Thema Strafvollzug im Alter, zumindest nicht hier in Europa.
Dies will Humblet mit ihrem Forschungsprojekt ändern. „Mit CAGED können wir eine Brücke zwischen der Gerontologie und der Kriminologie bzw. der Strafrechtswissenschaft bauen.“ Ein Schwerpunkt des Projekts wird das Thema Sinnsuche sein. „Wir untersuchen, ob und wie Menschen im Gefängnis einen Sinn in ihrem Leben finden können. Für diejenigen, die im Gefängnis altern, ist dies oft eine Herausforderung. Sie sehen zu, wie die Jahre vergehen und die Hoffnung auf ein sinnvolles Leben, entweder innerhalb oder außerhalb der Gefängnismauern, immer wichtiger wird“, erklärt Humblet.
Seit Mai ist die belgische Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht angedockt, konkret in der Abteilung Kriminologie. Einen Teil ihrer Forschungsarbeit wird sie künftig von Freiburg aus durchführen. „Ich freue mich auf den Austausch mit dem Leiter der Abteilung Kriminologie, Jean-Louis van Gelder und seinem Team in Freiburg“, so Humblet.
Für ihr CAGED-Projekt hat die Wissenschaftlerin einen sogenannten ERC Starting Grant vom Europäischen Forschungsrat erhalten. Zielgruppe des ERC Starting Grants ist der zukunftsträchtige wissenschaftliche Nachwuchs in Europa, der noch am Anfang einer unabhängigen Forschungskarriere steht, zugleich aber auch das Potenzial aufweist, eine führende Rolle in der Forschung zu übernehmen. Zusammen mit Humblet erhalten nun vier Forschende in der Abteilung Kriminologie des Max-Planck-Instituts eine prestigeträchtige Förderung durch den Europäischen Forschungsrat.
Diete Humblet hat einen Master of Laws von der Universität Antwerpen und einen Master in Criminological Sciences von der Universität Ghent. Seit 2013 arbeitet sie in der Abteilung Kriminologie der Vrije Universiteit in Brüssel, seit Mai nun auch am Freiburger Max-Planck-Institut.