Drei Verständnisebenen der Rechtsnatur

Gastvortrag am 23.11.2022, 18:00 Uhr

10. November 2022

Gastvortrag von Prof. Dr. jur. Dr. phil. Dietmar von der Pfordten (Georg-August-Universität Göttingen) am Mittwoch, 23.11.2022, 18:00 Uhr, Dreisamstr. 3, 79098 Freiburg, Paulussaal I Gäste sind herzlich willkommen!
– in Kooperation mit dem Institut für Staatswissenschaft & Rechtsphilosophie der Universität Freiburg –


Abstract:
Der Vortrag wird den Kern eines Buches wiedergeben, an dem Dietmar von der Pfordten schon sehr lange schreibt. Um die Natur des Rechts zu verstehen, ist es erforderlich, drei Ebenen der Abstraktion zu berücksichtigen: 1. Auf einer ab­strak­testen Ebene gibt es monistische (Materia­lis­mus oder Idealismus), dualistische (Sein und Sollen) und trialis­ti­sche (Ob­jek­te, Ob­jek­te mit Sinn, sinnbezogenes Verhalten) Modelle des Welt­ver­ständnisses. Das letztere Modell, das in einer rudimen­tä­ren Form zum ersten Mal hier in Freiburg formuliert wurde, ist das überzeu­gend­ste. Das Recht lässt sich dann am besten als ein sinnbezogenes Verhalten und damit sinnbezogenes Verhältnis verstehen. 2. Auf einer zweiten Ebene der Abstraktion wird das Recht als Verhältnis wie folgt konkretisiert: (1) Verhältnis (Relation), (2) Werden, (3) Verhalten im weiteren Sinne, (4) Handeln, (5) Verwirklichen, (6) Ver­wirklichen als Verhaltensleitung, (7) Vermittlung. 3. Auf einer dritten Ebene wird entfaltet werden, was das Recht von anderen Formen der Vermittlung zwischen potentiell gegen­läu­fi­gen, konfligierenden Belangen wie Ratschlag, Mediation, Konvention, Politik, Moral, Religion usw. unterscheidet.


Dietmar von der Pfordten ist derzeit Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Georg-August-Universität Göttin­gen. Von 1999 bis 2002 war er Professor in Erfurt, Gast­professor in Italien (Cagliari) und in den Niederlanden (Groningen) sowie Gastwissen­schaft­ler an der Harvard University, an der NYU und an der Columbia University. Außer­dem ist er Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wis­sen­schaf­ten zu Erfurt und der Europäischen Aka­demie der Wis­sen­schaf­ten. Von 2002 bis 2019 war von der Pfordten Mitglied der Be­ra­ten­den Kommission Im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfol­gungs­bedingt ent­zo­genen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören: Deskription, Evaluation, Praeskription (1993), Ökologische Ethik (1996), Rechts­ethik (2001), Concepts in Law (hrsg. mit Jaap Hage, 2009), Menschenwürde, Recht und Staat bei Kant (2009), Normative Ethik (2010), Suche nach Einsicht (2010), Rechtsphilo­so­phie (2013), Menschenwürde (2016), Menschenwürde: Zur Frage ihrer Unverfügbarkeit (hrsg. mit Philipp Gisbertz-Astolfi, 2022).

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