Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Albin Eser, M.C.J. (NYU)
Emeritierter DirektorForschungsinteressen
Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn hatte das besondere Interesse von Prof. Eser dem Sanktionsrecht und den Vermögensdelikten gegolten. Dann fanden Straftaten gegen das Leben und die Person immer stärkere Beachtung, wobei Grenzprobleme von Recht und Medizin im Vordergrund standen. Dies fand seinen Niederschlag in einem dreibändigen Projekt zu "Schwangerschaftsabbruch im internationalen Vergleich" (1988/1998/2000) sowie in zahlreichen Veröffentlichungen zu Suizid und Euthanasie, ärztliche Heilbehandlung und Forschung am Menschen wie auch zu Reproduktionsmedizin und Gentechnologie. Am MPI gewannen dann rechtsvergleichende Strukturfragen des Strafrechts wie auch allgemeine und spezielle Fragen des transnationalen Strafrechts (wie insbesondere durch Auswertung richterlicher Erfahrungen am Internationalen Jugoslawien-Tribunal in Den Haag) gesteigerte Beachtung. Seit 1974 gehörte er zu den Autoren des "Schönke/Schröder", einem führenden Kommentar zum Strafgesetzbuch.
Vita
Prof. Eser wurde am 26. Januar 1935 in Leidersbach/Unterfranken geboren. Nach dem Abitur in Miltenberg/Main studierte er von 1954-1958 Rechtswissenschaft an den Universitäten Würzburg, Tübingen und der Freien Universität Berlin, mit Abschluss des Ersten Juristischen Staatsexamens in Würzburg, wo er 1962 auch zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Zwischenzeitlich verbrachte er ein Studienjahr am Institute of Comparative Law der New York University, das er mit dem Master of Comparative Jurisprudence (M.C.J.) abschloss. Nachdem er bis zu seinem Zweiten Staatsexamen im Jahre 1964 als wissenschaftlicher Assistent im Bereich des Zivilrechts an der Universität Würzburg tätig gewesen war, wechselte er an die Universität Tübingen, um sich im Jahr 1969 mit einer Arbeit über "Die strafrechtlichen Sanktionen gegen das Eigentum" für die Fächer Strafrecht, Strafprozessrecht und Strafrechtsvergleichung zu habilitieren. Nach Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Hamburg, Mainz und Mannheim wurde er im Juni 1970 als ordentlicher Professor an die Universität Bielefeld berufen, wo er auch als Dekan und Prorektor amtierte. Nach Rückberufung an die Universität Tübingen im Jahr 1974 wechselte er 1982 an die Universität Freiburg, wo er neben seiner Professur auch zum Direktor des Max-Planck-Instituts bestellt wurde. Zudem war er in zweitem Hauptamt von 1971-1988 als Richter am Oberlandesgericht, zunächst in Hamm/Westfalen und anschließend in Stuttgart, tätig. In den Jahren 1986/87 amtierte er als Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg, von 1989-1992 als Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie von 1994-1997 als Vorsitzender der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft. Im November/Dezember 1981 war er Visiting Professor an der University of California in Los Angeles (UCLA), im März/April 1986 und im Februar/März 2003 an der Columbia University Law School in New York sowie im Jahr zuvor im Januar/Februar 2002 an der University of Texas in Galveston. Die Würde eines Ehrendoktors erhielt er 1991 von der Jagiellonen-Universität Krakau (Polen), 1997 von der Universidad Peruana Los Andes in Huancayo (Peru) und 2001 von der Waseda Universität Tokyo (Japan). Seit 1993 war er Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. Im Juni 2001 wurde ihm die Universitätsmedaille der Universität Freiburg sowie im September 2004 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Nach seiner Emeritierung 2003 fungierte Professor Eser von 2004-2006 als Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Nachdem er von April bis Juli 2008 eine Gastprofessur an der Ritsumeikan University in Kyoto/Japan wahrgenommen hatte, lehrte er im Herbstsemester 2009 als Visiting Professor an der Saint Louis University in den USA, im Herbstsemester 2010 an der University of Haifa in Israel, im Frühjahrssemester 2011 an der University of Tasmania in Hobart/Australien sowie im Sommersemester 2013 an der Hebrew University in Jerusalem. Nachdem er seine langjährige Mitwirkung im "Arbeitskreis deutscher, österreichischer und schweizerischer Strafrechtslehrer für einen Alternativ-Entwurf" (AE) zeitweilig hatte ruhen lassen, nahm er diese Tätigkeit 2009 wieder auf.
Albin Eser verstarb im Januar 2023.